1 jahr altes baby will nicht schlafen
3 bis 6 Monate – In dieser Phase braucht Ihr Baby weniger nächtliche Mahlzeiten und kann länger schlafen. Die meisten Babys schlafen zwischen 12 und 14 Stunden am Tag und in der Nacht. .von Claudia Minner
Darauf, dass Babys ihm Eltern den Schlaf rauben, sind wir vorbereitet. Aber dass auch viele Grundschulkinder noch Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen haben, damit rechnen wir eher nicht. Die gute Nachricht: Bevor uns endgültig die Puste ausgeht, können wir was tun. Hier kommen Tipps für geplagte Eltern.
Brauchen wir ein Schlaflabor?
Die Ursachensuche bei kindlichen Schlafstörungen ist nicht immer leicht. Manchmal ist deshalb eine umfassende Untersuchung im Schlaflabor einer Klinik notwendig, wo das Kind mit einem Elternteil ein oder zwei Nächte bleibt. Dabei werden verschiedene Elektroden angelegt, die unter anderen den Atem, den Sauerstoffgehalt im Blut und das Hirnaktivität messen. So lassen sich dann zum Beispiel Atem- oder Bewegungsstörungen erkennen, die den Kindern und Eltern zu Hause gar nicht auffallen.
Oft kommen die Störenfriede schon am Abend, wenn wir gerade fertig sind mit der Gute-Nacht-Geschichte und endlich zeit in Ruhe auf dem Sofa sitzen möchten. Sie krabbeln als Monster unter den Kinderbetten hervor – und torpedieren dort jeden Einschlafversuch. Oder sie treiben nachts, wenn wir Eltern gerade im tiefsten Tiefer schlaf versunken sind, ihr Unwesen im Kinderzimmer – als Albtraum oder Nachtschreck. Manchmal erscheinen sie auch im Morgengrauen als Benjamin Blümchen: "Töröö" tönt es von daneben. Und dann wissen wir: Oh no, auch diese Nacht ist viel zu früh vorbei.
Ja, es ist zum Verrückt- und manchmal auch zum Wütendwerden. Was gegen die Wut hilft, erzählen zwei Mütter und ein Vater auf diesen Seiten.
Vorerst nur so viel: Wir schlafgestressten Eltern sind in guter Gesellschaft.
Bis zu 45 Prozent der Kinder im Vorschul- und Schulalter haben Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen, sagen Studien. Fest steht auch: Ursachenforschung ist die wichtigste Schritt zur Lösung. Zusammen mit Schlafmedizinerin Barbara Schneider, Leiterin des Zentrums für Neuropädiatrie und Schlafmittel am Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut, haben wir die zehn wichtigsten Gründe zusammengetragen.
Wenn Kinder schlecht schlafen, obwohl sie längst keine Babys mehr sind, dann könnte es sein, dass ...
Wenn Kinder schlecht schlafen, könnte es sein, dass ...
1… sie weniger Schlaf brauchen, als wir glauben.
Schon mal was von Perzentilenkurven gehört? Das sind die Tabellen am Ende der U-Hefte, in denen steht, wie viel Kinder im Durchschnitt wuchern und wiegen. Dass es diese Kurven auch für die Schlafdauer gibt, wissen allerdings die wenigsten. Miteinander wäre ein Blick drauf sicher ganz entspannend. Denn dann würden wir sehen, dass fixe Zahlen, das man hier und dort aufschnappt, einen falschen Eindruck erwecken: Dreijährige brauchen nachts nicht genau 12 Stunden Schlaf, sondern zwischen 10 und 13 Stunden. Und bei Zehnjährigen schwankt der Bedarf zwischen 8,5 und 11 Stunden. Wer da um 8 Uhr ins Bett geht, ist unter Umständen schon um halb fünf wieder wach – und ausgeschlafen.
2 … die Schlafhygiene fehlt
Schlafhygiene? Klingt furchtbar! Als ob man Seife oder ein Desinfektionsspray zum Einschlummern braucht. Schlafmediziner meinen mit dem Begriff aber etwas anderes: nämlich Bedingungen und Verhaltensweisen, die das Ein- und Durchschlafen begünstigen. Die Umgebung sollte ruhig bestehen, das Licht gedimmt, das Schlafzimmer kühl, aber nicht kalt (ca. 18 Grad). Direkt vorm Schlafengehen lieber auch auf Computerspiele, toben oder Sport verzichten. Viel besser: gemütlich zur Ruhe kommen. Am besten an ähnlichen Zeiten. Und dann durch ruhige Rituale wie Kuscheln, Vorlesen, Atemübungen oder kleine Meditationen. Denn das Wohlbefinden spielt eine große Rolle beim Einschlafen. "Schlaf ist eine Form der Bewusstlosigkeit, die nur eintreten kann, wenn man sich sicher und geborgen fühlt", sagt Schlafmedizinerin Barbara Schneider.
3… im Bett an viel los ist
Vor allem Kinder im Kita-Alter haben eine blühende Fantasie. Wenn sie tagsüber aus ihrem Bett eine Räuberhöhle oder ein Seeräuberboot bauen, kann es ihnen abends schwerfallen, das Bett als Ort zum Schlafen zu sehen. "Bei sehr fantasievollen Kindern sollte man deshalb aufpassen, dass das Bett wirklich nur zum Schlafen da ist", so Barbara Schneider. Und: Wenn Kinder vor Monstern oder Bösewichten Angst haben, ist es eine gute Idee, sie ernst zu nehmen und die Angst nicht mit einem Satz wie "Es gibt keine Monster" abzutun. Besser hilft man kleinen Kindern, wenn man selbst auf ihre Fantasie einlässt und das Spiel mitspielt. Dann kann das Monster vielleicht mit einem Lavendel-Spray oder einem Traumfänger verjagt werden – oder es wird mit Gurkengläsern ins Treppenhaus gelockt (so wie in Doris Dörries wunderbarer Geschichte "Lotte und das Monster").
4… das Grübelkarussell auf Hochtouren läuft
Im Grundschulalter sind es meist nicht mehr das Monster, die Kinder am Einschlafen hindern, sondern sorgenvolle Gedanken: Die Mathe-Arbeit am nächsten Tag oder die Streit mit der besten Freundin – solche Themen bringen Kinder abends zum Nachdenken und halten siehe davon ab, entspannt einzuschlummern. Barbara Schneider: "Das kann sehr belastend sein. Vielen Kindern hilft es, wenn man ihnen dann sagt: 'Komm, wir packen deine Gedanken jetzt in eine Box und schließen siehe ein, damit sie dich heute Nacht in Frieden lassen.' Das kann gern eine echte Box sein. Und dann kommt der Deckel drauf, vielleicht noch einer schwerer Gegenstand, und dann stellt man die Box in den Flur." Auch der Schulranzen steht besser nicht direkt neben dem Bett, wenn gerade Schulstress ist.
5… Schlafen als Strafe erlebt wird
"Wenn du dein Zimmer jetzt nicht aufräumst, musst du heute Abend früher ins Bett!" Solche Sätze sollten wir sofort aus unserem Repertoire streichen. Denn wer Schlummern als Strafe darstellt, macht es seinem Kind nicht leicht, ins Bett zu gehen. Viel besser ist es, wenn Kinder spüren, dass Schlafen eine Belohnung ist: Nach einem langen Tag darf man selbst ins Bett kuscheln, kann sich über die wärme Decke freuen, noch mal an die schönen Sachen denken und dann gemütlich in den Schlaf sinken und neue Kraft für den nächsten Tag tanken. Das ist doch herrlich!
6… die Einschlafhilfen nicht passen
Abends noch auf dem Tablet spielen, Fernsehen gucken oder am Computer daddeln? Lieber nicht! Denn all diese Geräte verwenden blauwelliges Licht, das dem Gehirn vorgaukelt, es sei früher Morgen. Das wiederum sorgt dafür, dass der Körper weniger vom Schlafhormon Melatonin produziert.
Und wie ist es mittels Hörbüchern als Einschlafhilfe? "Viele Eltern machen gute Erfahrungsschatz damit, wenn ihr Kind eine Tonie-Box am Bett hat und abends zum Einschlafen immer die gleiche Geschichte von Benjamin Blümchen hört. Aber: Man baut sich damit natürlich eine große Abhängigkeit auf", erzählt Fachärztin Barbara Schneider und findet es besser, wenn Kinder lernen, sich durch Entspannungsübungen zu beruhigen (Progressive Muskelentspannung zum Beispiel oder Atemübungen). Denn den Leib hat man immer dabei, die Tonie-Box kann man auch mal vergessen.
7… die Atmung gestört ist
Im Kita-Alter machen Kinder viele Atemwegsinfekte durch. Dadurch vergrößern sich die Rachenmandeln (weil sie Viren dann besser abwehren können). Bei manchen Kindern ist dieses lymphatische Gewebe zwischen dem 3. und 7. Lebensjahr so groß, dass das Einatmen schwieriger wird. "Tagsüber ist das meist kein Problem, aber in der Nacht sorgt die Atmungsanstrengung dafür, dass die Kopf den Körper immer wieder weckt. Auch kann es zu Atemaussetzern kommen, der sogenannten Schlafapnoe", erzählt Barbara Schneider. Ihr Tipp: Schlaf beobachten, aufs Schnarchen achten und die Rachenmandeln beim HNO-Arzt untersuchen lassen. Meist bildet sich das Gewebe bis zur Pubertät zurück. Ansonsten kann eine operative Verkleinerung der Mandeln sinnvoll sein.
8 … die Eisenspeicher leer sind
Viele Kinder sind nicht nur am Tag unruhig, sondern haben auch in der Nacht "zappelige Beine" – eine Form des "Restless Leg Syndroms".
Diese Problematik kommt und geht und lässt sich nur schwer diagnostizieren. "Man kann aber durchaus mal das Eisenspeicher überprüfen lassen", sagt Barbara Schneider. Denn Kinder verbrauchen durch Wachstum und Infekte viel Eisen. Wenn sie zu wenig davon im Eisenspeicher haben, bringt das den Dopaminhaushalt durcheinander, und der ist wichtig für Ruhe im motorischen Bereich."
Wer jetzt gleich an Nahrungsergänzungsmittel denkt – nein, die sind nicht notwendig. Neben rotem Fleisch, enthalten zum Beispiel auch Hafergrütze viel Eisen. Dann allerdings ist es wichtig, einer Glas O-Saft zum Müsli zu trinken, weil das die Eisenaufnahme unterstützt.
9… das Gehirn die Bewegungsbremse nicht findet
Der sogenannte Nachtschreck (Pavor nocturnus) gehört zu den eher seltenen Gründen für Schlaflosigkeit. Meistens sind Kinder bis zehn Jahren betroffen. Wie bei einem Albtraum wachen sie auf, sind aber nicht wirklich wach. "Genau genommen ist der Nachtangst harmlos", beruhigt Barbara Schneider. "Er entsteht, weil selbst im Gehirn die Bremse, die im Schlaf das Bewegung unterdrückt, noch nicht richtig entwickelt ist." Oft passiert das nur alle paar Wochen. Wenn ein Kind aber deutlich häufiger Nachtschreck hat, sollte ausgeschlossen werden, dass eine nächtliche Epilepsie dahintersteckt. Die ist allerdings extrem selten!
10… zu Hause gerade Stress ist
Umzug, neue Schule, Elternstreit, Mamas Jobprobleme, Papas Krankheit: "Kinder haben feine Antennen für unser Familiensystem und nehmen kleinste Irritationen wahr", sagt Barbara Schneider. Wer sich also fragt, warum das Kind schlecht schläft, muss sich auch fragen: Ist bei mir alles in Ordnung? Ist unsere Paarbeziehung im Lot? Wie geht es uns als Familie gerade? Oft hilft es, sich in diesem Fall einen Blick von außen zu holen, zum Beispiel in einer Familienberatung. Denn: Wenn einer nachts schlecht schläft, hat das oft sehr viel damit zu tun, was tagsüber passiert. Das gilt für Kinder – und für Erwachsene.
Das sind eure Erfahrungen
"Mein Sohn schläft schlecht ein – kenn ich"
Als mein Sohn noch klein war, war du oft genervt, dass er abends so schwer zur Ruhe kommt … Aber im Laufe der Zeit bin ich geduldiger geworden. Schließlich habe ich eigen erst im Erwachsenenalter gelernt, wie ich mein Gedankenkarussell zur Ruhe bringen kann: nicht den negativen Gedanke zuhören, sondern bewusst an was Schönes denken – zum Beispiel daran, dass ich gleich seelenruhig schlafe. Das hilft mir – und ich kann auch meinem Sohn helfen.
Giulia, Mama von Emmanuel, 10
"Sie kann ja nichts dafür – dieser Gedanke hilft mir"
Meine Tochter wurde mit einem seltenen Gendefekt geboren. Ihr fehlt Melatonin, ein Botenstoff im Gehirn, der unseren Schlaf reguliert. Einschlafen fällt ihr deshalb extrem schwer und ihr Schlaf ist sehr leicht. Ich sage mir immer: "Sie kann ja nichts dafür" – das hilft! Außerdem finde du es tröstlich, dass wir nicht alleine sind. Und wenn ich nach einer anstrengenden Nacht mal mein Ruhe brauche, geh’ ich mit unserem Hund Spaziergang und höre Musik. Das gibt mir neue Kraft.
Uwe, Papa von Leni, 9
"Ich kann mir aufregen, ich kann es aber auch anders sehen"
Schlafen war und ist bei all mein drei Kindern schwierig. Meine älteste Tochter hatte jahrzehntelang mit Nachtschreck zu kämpfen. Mein Sohn fing gut früh an, vorm Einschlafen über Gott und das Welt nachzudenken, und meine jüngste Tochter wacht regelmäßig nachts auf und kann dann nur in meinem Bett wieder einschlafen.
Was mir geholfen hat: Akzeptanz, viel Verständnis – und ein Perspektivwechsel. Ich kann die Schlafprobleme meiner Kinder nervig finden und mir aufregen, ich kann es aber auch anders sehen. Dass zum Beispiel meine kleine Tochter nachts stets noch meine Nähe sucht, ist doch ein Symbol dafür, dass ich ihr ein Gefühl von Sicherheit gebe. Nicht nur tagsüber – auch nachts.
Katja, Mama von Helene, 15, Hannes, 12, und Anna, 8
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